Das beste Wetter für Architekturfotos
Wetter spielt bei der Arbeit als Architekturfotograf eine essentielle Rolle. Täglich gleiche ich drei verschiedene Wetter-Apps ab um eine möglichst genaue Vorhersage für die nächsten 48h zu erstellen (längere Vorhersagen sind meist nur grobe Tendenzen). Ein Großteil meiner Kunden hätte dabei gern ein Abonnement an blauem Himmel mit Schäfchenwolken. Aber ist das der richtige Ansatz zur Bestimmung des besten Wetters um eine Immobilie zu fotografieren? Dazu sollten wir uns folgende Frage stellen: Was ist eigentlich Wetter?
Wetter ist Himmel
Wenn wir über Fotografie und Wetter reden, dann sprechen wir meistens über den Himmel, den wir in der Fotografie sehen. Dieser Himmel vermittelt, abhängig von seinem Aussehen, ganz unterschiedliche Botschaften. Ein blauer Himmel mit keiner oder kaum Bewölkung stimmt uns positiv. Wir assoziieren damit Wärme und die Freisetzung von Endorphinen. Unserem Körper wird signalisiert, dass draußen keine Gefahren durch Unwetter bestehen und das lässt uns entspannen. Die meisten Menschen zieht es bei so einem Wetter nach draußen in den Garten oder in die Natur. Und das ist der springende Punkt. Ein sonniger Himmel betont die Außenanlagen eines Gebäudes. Sind diese fotografisch nicht sehr vorteilhaft, dann führt das schnell zu Enttäuschungen beim Betrachter. Wer möchte schon bei herrlichem Sonnenschein in einem ungepflegten 50 Quadratmetergarten sitzen?! Wenn im Gegensatz dazu das Exterieur wunderschön zum Verweilen und Bestaunen einlädt, dann ist der blaue Himmel dazu das perfekte Pendant.
Neben dem blauen Himmel gibt es noch zwei Hauptgruppen, wolkige und bedeckte Himmel. Wolkige Himmel sind zu 50% oder mehr von Wolken bedeckt, aber zeigen ab und an noch den blauen Himmel. Mit Ihnen kommt eine gewisse Dramatik auf. Wer kennt nicht die riesigen Wolkengebilde, die sich im Sommer am See auftürmen, wenn das Wasser aus unseren Badelandschaften in den Himmel steigt. Wenn sich diese Gasgebilde kilometerweit in den Himmel erstrecken, dann weckt das eine Ehrfurcht in uns. Diese Ehrfurcht überträgt sich in einem Foto auch gut auf die Architektur. Erhabene bauliche Kunstwerke erhalten somit noch mehr kraft und Dynamik und hinterlassen sicher einen bleibenden Eindruck. Wenn sich ein Unwetter zusammenbraut zieht es die Menschen außerdem instinktiv in ihre Höhlen zurück. Sie suchen Zuflucht und Sicherheit und bewerten ein Haus instinktiv unter diesem Aspekt. Der Fokus richtet sich auf das Haus.
Nun zur dritten Kategorie, dem bedeckten Himmel. Meist ungeliebt, aber besonders zur kalten Jahreszeit ein ständiger Begleiter in Deutschland. Der graue Himmel sorgt für eine Neutralität im Bild. Das kann gut sein, geht aber auch oft mit einem Gefühl von Tristesse und Kraftlosigkeit einher. Wenn er sich mit Nebel paart, kann er eine sehr spannende ominöse Aura bilden, die ein Architekturfoto auf eine ganz andere Ebene hebt. Ansonsten ist sein Einsatz stark von der Architektur abhängig. Besonders Gebäude mit viel Sichtbeton wirken durch den Ton in Ton Effekt oft sehr spannend damit. Für das klassische Verkaufsbild ist er in der Regel nicht geeignet. Für Bilder mit einem künstlerischen Anspruch ist er aber eine spannende Herausforderung.
Wetter ist Licht
„Können Sie nicht bei Photoshop einfach einen blauen Himmel in das Bild reinsetzen?“ Wenn ich einen Euro für jedes Mal bekommen würde, wenn ich diesen Satz höre…. Die Antwort auf diese Frage klärt sich mit dem Licht, dass während der Aufnahme vorherrscht.
Bei wolkenfreiem Himmel wirft die Sonne harte Schatten auf das Haus und seine Umgebung. Es ist deshalb von großer Bedeutung, das Architekturfotoshooting mit dem Verlauf der Sonne zu planen, so dass prominente Ansichten der Immobilie beleuchtet und damit in den Fokus gesetzt werden. Die starken Kontraste zwischen hell und dunkel bzw. Licht und Schatten modellieren wunderschön Texturen in Oberflächen und Formen des Gebäudes. Wenn man das Sonnenlicht meistert, dann werden aus bedacht geplanten Häusern echte Kunstwerke. Hat die Hauptseite des Hauses jedoch eine Nordausrichtung und zeigt damit den gesamten Tag in den Schatten mit einem grellen Gegenlicht, dann bietet sich die direkte Sonne oft nicht an. Bei Interieurfotos ergeben sich zwei weitere Herausforderungen. Fällt das Sonnenlicht durch die Fenster direkt in den Raum, dann kann das ungeliebte, schwer auszugleichende Lichtstreifen ergeben. Das lässt sich durch ein temporäres Abhängen der Fenster verhindern, bedeutet aber mehr Zeit und Arbeit währen des Fotoshootings. Außerdem ist der Kontrast zwischen Interieur und Exterieur deutlich größer, was besonders bei Aufnahmen nur mit natürlichem Licht dazu führt, dass die Fensteraussicht „ausbrennt“ und weiß wirkt. Hier helfen aber bei größeren Produktionen Blitze und HDR-Blendings.
Bei bewölktem Himmel wird das Haus in ein seidiges, weiches Licht gehüllt. Je dichter die Wolken sind, desto weniger kann man eine Lichtrichtung im Bild erkennen. Schatten verschwinden vollständig und man sieht das gesamte Haus gleichmäßig ausgeleuchtet. Das hilft, wenn es darum geht, die Architektur der Immobilie ganz objektiv zu betrachten. Verschieden ausgerichtete Teile des Hauses werden nicht durch dunkle Schatten unterbrochen und der konstruktive Aufbau des Hauses lässt sich einheitlich gut nachvollziehen. Wenn Architekten in der Interieurfotografie Beleuchtungskonzepte zeigen möchten, dann gewinnen die Lampen bei bedecktem Himmel viel Strahlkraft, da sie nicht mehr gegen die helle Sonne ankämpfen müssen.
Bleibt noch die Frage vom Anfang des Absatzes zu klären. Es kommt darauf an! Wenn die Lichtstimmung zwischen Himmel und Vordergrund nicht stimmt, dann registriert das unser Gehirn sofort und wir fragen uns, was da im Bild schief läuft. Diese Frage gilt es ja in der Regel zu vermeiden. Was funktioniert, ist einen bedeckten Himmel durch einen bewölkten Himmel auszutauschen. Hier ist es nachvollziehbar, dass über das Haus gerade eine große Wolke zieht und das Sonnenlicht verdeckt, auch wenn im Himmel blaue Stellen sichtbar sind.
Wetter ist Niederschlag
Regenschauer, Schneestürme, Hagelschläge. Ich habe glaube ich schon bei jeder Art Niederschlag Häuser fotografiert. Schnee und Hagel sind dabei meist Bedingungen die es zu vermeiden gilt, es sei denn man möchte die besonders widerstandsfähige Dachkonstruktion oder ein schneesicheres Skiresort vorstellen. Regen hingegen kann einen gewissen Charme erzeugen. In der Luft erzeugt er, wie Nebel, eine geheimnisvolle Stimmung und kann die wärme und Wohnlichkeit des Interieurs hervorbringen. Nasse Stein- oder Asphaltflächen reflektieren außerdem Licht und bringen einen tollen Glanz in Abendaufnahmen.
Bei der Frage nach dem besten Wetter hängt es immer von der zu erzielendem Stimmung, der Lage und der Beschaffenheit des Objektes an. Oft herrscht bei kommerziellen Produktionen ein gewisser Zeitdruck und es gilt das beste Beste aus der vorherrschenden Situation zu machen. Für das beste Bildergebnis sollte sich der Kunde vor dem Shooting mit seinem Fotografen abstimmen und der Fotoaufnahme eine gewisse zeitliche Flexibilität einräumen.
PS: Die Tageszeit in der eine Immobilie fotografiert wird hat einen riesigen Einfluss auf ihre Wirkung und geht Hand in Hand mit dem Wetter. Aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.
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