5 Tipps um Mehrfamilienhäuser zu fotografieren
Mehrfamilienhäuser sind in Deutschland allgegenwärtig. Demnach ist auch der Bedarf an Bildern von diesen Objekten sehr groß. Meistens fragen Architekten, Bauträger, Eigentümer, Investment-Gesellschaften, Makler oder Wohnungsverwaltungen nicht nur nach Bildern von einem Objekt, sondern wollen Kontingente von 10, 20 oder 30 Standorten in einem einheitlichen Stil fotografiert haben. Mehrfamilienhäuser zu fotografieren stellt den Fotografen dabei oft vor große Herausforderungen. Mit welchem Workflow ich solche Shootings erfolgreich durchführe erfahren Sie in diesem Artikel.
Planung um das Sonnenlicht
Licht ist alles. Für meine Arbeit ist die Tagesplanung um den Sonnenstand herum der wichtigste Faktor bei der Architekturfotografie. Bei der Vorbereitung einer Fotoserie von Mehrfamilienhäusern lege ich deshalb eine Google My Maps Karte an, in der alle Standorte vermerkt sind. Dazu notiere ich die Zeit, in der die Sonne auf die prominenteste Fassade scheint. Apps wie PhotoPills oder The Photographer’s Ephemeris liefern hierzu die passenden Sonnenstände.
Auf Grundlage dieser Karte kann ich dann einen Terminplan erstellen um jedes Mehrfamilienhaus in der Sonne zu fotografieren und gleichzeitig so viele Objekte wie möglich an einem Tag abzudecken.
Eine Frage der richtigen Perspektive
Mehrfamilienhäuser ästhetisch zu fotografieren ist keine leichte Aufgabe. Die hohen, breiten Häuser stehen meist in engen Straßenzügen mit kaum Platz für die Perspektivwahl. Bei der Fotoaufnahme gilt es deshalb kreativ zu werden. Hier zahlt sich hochwertige Aufnahmetechnik aus. Ausgerüstet mit speziellen Tilt-Shift-Weitwinkelobjektiven und Drohne werde ich jeder Situation gerecht.
Mit dem Tilt-Shift-Objektiv kann ich stürzende Linien korrigieren und das Haus architektonisch korrekt aufnehmen. Dabei bietet die Zentralperspektive einen besonders spannenden grafischen Eindruck. Das Haus wirkt hier wie eine zweidimensionale Klappkarte. Der Fokus liegt dabei stark auf der Immobilie. Besonders als Hintergrund für Grafikdesigns eignen sich solche Fotos gut.
Für ganz besondere Perspektiven nutze ich mein Drohne. Die Schrägansicht der Luftaufnahmen ordnen die Immobilie besonders gut in ihre Umgebung ein. Mit einer direkten Draufsicht, bei der die Drohnenkamera im 90° Winkel über dem Objekt schwebt, entstehen dem entgegen abstrakt wirkende, kartenähnliche Bilder. Bei Drohnenfotos von Mehrfamilienhäusern muss man natürlicher immer die gesetzlichen Bestimmungen beachten. Besonders die Privatsphäre in Wohngebieten gilt es dabei stehts zu wahren. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie übrigens in meinem Artikel: „Drohnen in der Architekturfotografie„
Das Leben integrieren
Auf den Straßen der Stadt sprüht das Leben. Fußgänger, fahrende und stehende Autos, Baustellen, all das gehört zu unserem Alltag. Was davon mit auf das Architekturfoto kommen soll ist Geschmacksache. Möchte man das gesamte Mehrfamilienhaus fotografieren, dann ist eine Reihe mit parkenden Autos meist unumgänglich. Um den Einfluss des Parkstreifens zu minimieren nutze ich eine Leiter. So kann ich mit mehr Abstand über die Autodächer hinweg fotografieren. Hat man Autos mit auf dem Bild, empfiehlt es sich die Nummernschilder unkenntlich zu machen.
Je mehr Zeit man für das Fotoshooting einplant, desto mehr kann das Endergebnis beeinflusst werden. Über das Ordungsamt kann der Parkstreifen für den Aufnahmetag gesperrt werden. Einen Tag abzupassen, an dem die Müllabfuhr nicht kommt erspart dem Produktionsteam viel Arbeit mit dem hin- und herschieben von Mülltonnen. Baustellen werden in der Regel 14 Tage vorab angekündigt. Haben die Bauarbeiten vor dem Haus jedoch erstmal begonnen, lassen sich deren Auswirkungen meist auch mit Photoshop nicht beheben.
Fußgänger und Radfahrer bringen Bewegung in das Stillleben des Architekturfotos. Mit einer längeren Belichtungszeit verwischen sie leicht in der Bewegung und Persönlichkeitsrechte bleiben gewahrt. Für eine spannende Alltagssituation muss man jedoch Geduld mitbringen. Für manche Bilder warte ich 20 Minuten bis sich vor der Kamera ein passender Moment ereignet.
Natürliche Bildrahmen
Viele der Gründerzeit-Viertel haben große Straßenzüge von Mehrfamilienhäusern mit Platz für Bäume am Straßenrand. Das satte grün der Blätter gibt in den Fotos immer einen wunderschönen Rahmen am Rand des Bildausschnitts. Unterbewusst ziehen uns Fotos mit lebensfreundlichen Bildinhalten besonders an. Blauer Himmel, frisches Grün und warmes Sonnenlicht lassen auf gutes Wetter, Wärme und ausreichend Wasser und Lebensmittel schließen. Diese instinktiven Bewertungen beeinflussen uns oft mehr als wir denken.
Bildbearbeitung für Mehrfamilienhäuser
Im besten Fall haben wir am Ende der Fotoaufnahme Bilder von neu gebauten oder sanierten Mehrfamilienhäusern, die genügend Platz für die Fotoaufnahme boten, mit perfektem Wetter und einer spannenden Szene im Vordergrund. Dann gilt es die Farb- und Helligkeitskontraste anzupassen und das Bild ist fertig.
Meistens kommt bei der Fotoaufnahme jedoch der Alltag dazwischen: ein Grafitti am Haus, ein Passant der einfach nicht aus dem Bild gehen wollte, zu enge Straßenzüge oder ein langweiliger Himmel sind Themen, die oft gut in der Bildbearbeitung gerettet werden können. Je nach Relevanz des Bildes kann die Bearbeitung pro Motiv wenige Minuten bis mehrere Stunden einnehmen um dem Bild den letzten Schliff zu geben. Am Ende ist es immer eine Frage des Zeit-Investments in Planung, Aufnahme und Bearbeitung, die über die finale Bildqualität entscheidet.
Zusammenfassend haben wir gelernt, dass das Thema Mehrfamilienhäuser fotografieren mit der Planung beginnt. Werden die Fotos bei schönem Sonnenlicht auf der Fassade mit professionellem Equipment aufgenommen hat man schon eine super Basis. Mit einem kreativen Blick auf Bildkomposition, natürliche Rahmen und etwas Glück, was die richtige Alltagssituation angeht, entsteht am Ende der Fotoaufnahme ein lebendiges Architekturfoto, dass Ihren Kunden sofort ins Auge sticht.