Das ultimative Hasselblad X2D Travel Kit für Landschaftsfotografie
Jeder Fotograf hat diesen Ratschlag schon einmal gehört: Pack leicht. Aber wenn du für ein mehrtägiges Shooting in der Wildnis aufbrichst, reicht es nicht, einfach nur dein Kamera-Equipment zu minimieren. Du musst an deinen Komfort und dein Überleben denken. Es geht nicht nur um Kameras und Objektive. Du musst trocken, warm, sicher und hydriert bleiben – sonst kannst du dich nicht auf dein Shooting konzentrieren. Als ich durch die Alpen reiste, um meine Hasselblad Masters Serie zu fotografieren, musste ich mein Equipment so zusammenstellen, dass es erstklassige Bildqualität mit praktischer Ausdauer für extreme Bedingungen verband.
Heute zeige ich dir genau, was ich mitgenommen habe, was ich hätte weglassen können und wie du dein eigenes Travel Kit für anspruchsvolle Landschaftsfotografie optimieren kannst.
Die Herausforderung: Ein Foto-Reise-Kit für extreme Bedingungen
Fünf Tage vor dem Produktionsstart meiner Hasselblad Masters Fotoserie war meine größte Sorge nicht das Wetter, nicht die Routenplanung – sondern die Kamera selbst. Mein Team war gebucht, alle Locations waren vorbereitet, aber die Kamera war noch nicht da. Zweimal hatten wir den Dreh bereits verschoben, von Mai auf Juli und dann auf Ende August. Jetzt war es die letzte Chance, die Serie zu fotografieren, bevor der Winter in den Bergen einsetzte und die Hütten schlossen. Dann, endlich: Freitagmorgen klingelte der Postbote – nicht einmal, sondern gleich zweimal. Zwei der weltweit fünf existierenden Prototypen der damals noch unveröffentlichten Hasselblad X2D landeten bei mir. Eine Kamera kam direkt aus Schweden, das Backup von einem Testshooting in China. Mit dabei waren die drei neuen V-Series Objektive XCD 38V, 55V und 90V sowie das Ultraweitwinkel XCD 21mm. Das war wie Weihnachten und Geburtstag am gleichen Tag. Anfangs wusste ich nicht einmal, wie man den Akku richtig aus dem Gehäuse bekommt oder den Bajonettdeckel entfernt – es gab noch keine Bedienungsanleitung. Kein optimaler Start für einen hochkarätigen Auftrag, aber das Abenteuer konnte beginnen.
Vor mir lagen 14 Tage in den Alpen mit einer der besten Kameras der Welt – ein Traum für jeden Fotografen. Aber die wichtigste Frage war nun: Was kommt mit in den Rucksack? Denn so beeindruckend die X2D auch war, ich wusste: Wenn meine Grundbedürfnisse nicht gedeckt sind, funktioniert auch das Fotografieren nicht.
Das Kamera-Equipment: Qualität vor Quantität
Als Basis für mein Equipment wählte ich den Lowepro PhotoSport Pro 70L AWIII – ein Rucksack, der sich nicht nur durch sein großes Packvolumen auszeichnet, sondern auch durch hohen Tragekomfort. Perfekt für lange Touren mit schwerem Equipment. Der Lowepro hat ein integriertes Camera Cube-Modul, in dem ich die Hasselblad X2D mit den vier Objektiven XCD 21mm, XCD 38V, XCD 55V und XCD 90V, mein magnetisches Filtersystem von Freewell und vier Ersatzakkus verstauen konnte. Da es mein erstes Shooting mit einer Hasselblad war, nahm ich alle vier Objektive mit – um auf jede Situation vorbereitet zu sein.
Zusätzlich packte ich mein Gitzo Traveler Series 2 Stativ ein, das ich bereits in einem ausführlichen Review-Video vorgestellt habe. Zu guter letzt kamen noch zwei Aperture MC LED-Lichter für gezielte Beleuchtung bei Nachtaufnahmen hinzu.
Das reine Kamera-Equipment machte nur etwa 8 Liter meines Rucksacks aus – der Rest war für Überleben und Komfort reserviert.
Die Outdoor-Ausrüstung: Überleben in den Alpen
Wer mehrere Tage in abgelegenen Bergregionen fotografiert, muss sich gut vorbereiten. Neben der Kamera waren Kleidung, Nahrung und Schlafsysteme genauso wichtig.
In meinem Rucksack befanden sich:
ZenBivy Light Bed System: Eine Kombination aus ISO-Matte, ultraleichtem Bettbezug, einem Daunenquilt und einem aufblasbaren Kissen – so nah an einem echten Bett, wie es in der Natur nur geht. Auch zu diesem Schlafsystem habe ich schon einen ausführlichen Artikel in meinem Blog verfasst. (Erhalte 5% auf das gesamte Sortiment von ZenBivy über meinen Link.)
3 Liter Wasser plus Wasserfilter zur Not.
Abendessen und Frühstück – gefriergetrocknet für minimales Gewicht.
Stirnlampe mit Rotlicht-Modus, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen können.
Regenjacke und Regenhose – unverzichtbar in den Bergen.
Daunenjacke, Wanderstöcke und ein Multitool.
Das gesamte Kit kam am Ende auf 15 Kilogramm – viel, aber alles hatte seinen Zweck.
Ein Aufstieg voller Herausforderungen
Auf dieser Tour begleitete mich mein guter Freund Marcus, mit dem ich seit unserer Jugend regelmäßig auf Abenteuerreisen gehe. Wir kennen uns seit der dritten Klasse, und während er oft in Badehose über Gletscher marschiert, bin ich immer mit meiner Fotoausrüstung schwer beladen unterwegs. Unsere Reise begann in Kamniška, einem kleinen Ort in Slowenien, wo sich bereits am Nachmittag ein Gewitter zusammenbraute. Statt direkt mit der Wanderung zu starten, entschieden wir uns, das Unwetter auszusitzen und unser Auto kurzerhand in ein mobiles Schlaflager zu verwandeln. Dank unserer ZenBivy Light Beds hatten wir eine bequeme Unterlage, die perfekt ins Auto passte, und konnten uns eine ruhige Nacht gönnen.
Am nächsten Morgen begann dann einer der härtesten Aufstiege der gesamten Tour. Vor uns lagen 1.500 Höhenmeter auf nur acht Kilometern Strecke. Der Weg führte uns erst durch dichte Wälder, dann über steile Geröllfelder und schließlich tief in die nächste Wolkenschicht. Immer wieder riss der Himmel für kurze Momente auf, bevor wir erneut im Nebel verschwanden. Es war anstrengend, fordernd und ein echter Test für unsere Kondition. Gegen Mittag erreichten wir schließlich unser Ziel: das Bivak pod Skuto. Diese kleine, architektonisch beeindruckende Schutzhütte wurde 2015 von OFIS Architekten entworfen und per Helikopter in drei Teilen auf den Berg geflogen. Ein Helikopter wäre mir in diesem Moment auch lieb gewesen, denn der steile Aufstieg hatte uns völlig ausgepowert.
Doch statt eines spektakulären Panoramas erwartete uns eine weiße Wand. Dichter Nebel hüllte das gesamte Tal ein. Die Sichtweite betrug höchstens 30 Meter, und von den majestätischen Gipfeln, die ich fotografieren wollte, war nichts zu sehen. Dazu kam ein weiteres Problem: Die Hütte war nicht leer. Nach und nach trudelten immer mehr Wanderer ein – erst zwei französische Damen, dann eine französische Männergruppe, später ein slowenisches Paar, das sich mangels Schlafplätzen auf dem Boden einrichtete. Mein ursprünglicher Plan, in Ruhe mein Konzept umzusetzen, löste sich im Chaos der vollen Hütte auf.
Bivac Pod Skuto - Modernę Architektur in den Julischen Alpen
Flexibilität statt Perfektion
In diesem Moment wurde mir klar: Ich musste meine Erwartungen loslassen und das Beste aus der Situation machen. Ich nahm meine Hasselblad X2D in die Hand und begann, die Umgebung zu erkunden. Das Wetter war eisig, der Wind biss, und feiner Nieselregen setzte allem die Krone auf. Die Drohne konnten wir wegen der Feuchtigkeit und der geringen Sichtweite nicht einsetzen. Von der Talseite war die Hütte schwer zu fotografieren, da das Gelände dort extrem steil abfällt. Doch auf der anderen Seite bot sich eine interessante Möglichkeit: Das Dach der Hütte spiegelte die Struktur und Farbe der gefalteten Gesteinsschichten wider. Ich suchte nach einer Komposition, die diese Elemente miteinander in Einklang brachte.
Nach einigen Versuchen entdeckte ich ein etwa zehn Meter tiefes Loch in der felsigen Landschaft. Im Hintergrund war gerade noch die Hütte zu sehen. Ich platzierte mein Stativ direkt am Rand des Abgrunds, fixierte das XCD 21mm und hielt die Kamera fest – denn der nasse Fels bot keinen sicheren Halt. Das Ergebnis: Eines meiner Lieblingsbilder der gesamten Serie. Durch die Ebenen der Felsen entsteht eine mystische, fast außerirdisch wirkende Szenerie, in der die kleine Schutzhütte wie eine Zuflucht vor einer fremden Welt erscheint.
Nachdem wir uns in der Hütte bei einem heißen Tee wieder aufgewärmt hatten, wagten wir uns erneut hinaus in die Kälte. Die Nacht brach herein, und laut Wetterbericht sollten die Wolken bald aufreißen. Zwei Stunden lang standen Marcus und ich abwechselnd mit einem Regenschirm über der Kamera. Dann, endlich, gegen 22:00 Uhr, rissen die Wolken auf. Ich platzierte die Aperture MC LED-Lichter, um die Hütte gezielt zu beleuchten, und konnte eine Reihe an Bildern festhalten, die die Stimmung dieses Ortes perfekt einfingen.
Die zweite Aufnahme bei Sonnenaufgang
Nach einer erholsamen Nacht im ZenBivy-System klingelte der Wecker am nächsten Morgen um 5:00 Uhr. Wir schlichen uns leise aus der Hütte, um die anderen Wanderer nicht zu wecken, und machten uns erneut an die Arbeit. Die zweite Nachtaufnahme war ebenso magisch. Die Hütte stand im sanften Licht der Morgendämmerung, und der Nebel begann sich langsam zu lichten. Nachdem die Nachtaufnahmen im Kasten waren, warteten wir, bis sich die anderen Gäste der Hütte auf den Weg gemacht hatten. Ich nutzte die Gelegenheit, um zusätzlich eine Bildstrecke über die schönsten Ausblicke aus den Hütten in die Berglandschaft aufzunehmen.
Pro-Tipp: Wenn du dir eine LED-Stirnlampe zulegst, achte darauf, dass sie ein Rotlicht-Modus hat. Dieses Licht ist schwach genug, um deine Nachtsehfähigkeit nicht zu beeinträchtigen, reicht aber aus, um deine Kameraeinstellungen zu sehen. Für längere Strecken kannst du dann auf die Weißlicht-LED mit Zoom-Funktion umschalten.
Die erste Aufnahme meiner Hasselblad ENLIGHTEN Fotoserie.
Fazit: Das perfekte Travel Kit für Landschaftsfotografie
Während wir den steilen Weg ins Tal zurückgingen, dachte ich über mein Equipment nach. Hätte ich etwas weglassen können? Das XCD 55V kam kaum zum Einsatz. In den nächsten Touren reduzierte ich meine Objektivauswahl auf zwei bis drei Linsen. Die Regenkleidung war unverzichtbar. Auch wenn es beim Aufstieg heiß wird – am Gipfel schlägt das Wetter oft um. Warme Kleidung und ein trockenes Wechsel-Shirt sind essenziell, um nicht auszukühlen.
Und was ist mit der Kamera? Die Hasselblad X2D hat mich völlig überzeugt. Die Detailtiefe in den Bildern ist unglaublich – man kann sich in den Strukturen der Felsen und den feinen Wirbeln der Wolken verlieren. Als ich die ersten RAW-Dateien auf den Computer zog, wusste ich: Das erste Bild für die Hasselblad Masters Serie war im Kasten.
Was habe ich aus diesem ersten Shooting-Tag mitgenommen?
Je weniger Equipment du mitnimmst, desto freier wirst du fotografieren. Zu viele Optionen können dich ausbremsen.
Deine Grundbedürfnisse sind genauso wichtig wie dein Kamera-Setup. Wenn du müde, durchnässt oder dehydriert bist, wirst du keine großartigen Bilder machen.
Sei flexibel. Das Wetter, die Bedingungen und die Location werden nie genau so sein, wie du es planst – nutze, was dir gegeben wird.
Das Bivak pod Skuto ist ein unglaublicher Ort, eingebettet in die raue Berglandschaft der Julischen Alpen. Ich werde definitiv zurückkehren – hoffentlich bei besserem Wetter. Aber das Abenteuer war noch nicht vorbei. Nach diesem harten Start ging es noch tiefer in die Alpen, mit neuen Herausforderungen. In der nächsten Episode geht es um eine noch größere Herausforderung: Wie gehst du mit schlechtem Wetter um, wenn es dein gesamtes Shooting zu ruinieren droht? Bleib dran!
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Viel Spaß beim Fotografieren und bis zum nächsten Mal!