Wie schlechtes Wetter meine besten Landschaftsfotos ermöglichte


In meinem neuen YouTube-Video "How to Use Bad Weather to Your Advantage in Landscape Photography" nehme ich dich mit hinter die Kulissen einer der eindrucksvollsten Etappen meines preisgekrönten Fotoprojekts ENLIGHTEN. Es geht um eine Lektion, die ich auf die harte Tour gelernt habe: Wie man mit schwierigen Wetterbedingungen umgeht und daraus das Beste für die eigene Fotografie herausholt. Hier auf dem Blog findest du nun die ausführliche Hintergrundgeschichte zur Episode.

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Wir schreiben den vierten Tag unserer Produktion in den Alpen. Die ersten Aufnahmen im Bivak pod Skuto steckten uns noch in den Knochen, als wir zur nächsten Location aufbrachen: dem Bivacco Luca Vuerich, einer kleinen Berghütte, dramatisch platziert auf dem Grat der Sella Nevea. Architektur war bei dieser Locationwahl nebensächlich. Was mich reizte, war die spektakuläre Lage mit Blick auf die schroffen Gipfel der italienischen Alpen.

Als wir den Parkplatz zum Aufstieg erreichten, schien zunächst alles perfekt. Blauer Himmel, angenehme Temperaturen und die Hoffnung auf eine leichte Etappe. Doch der erste Blick zum Gipfel dämpfte die Stimmung: Wieder einmal lag unsere Zielhütte in einer dichten Wolke.

Was tun? Umdrehen? Verschieben? Mein innerer Schweinehund war sofort zur Stelle und lieferte Argumente: "Die Location ist gar nicht so spannend. Wir haben noch andere Spots vor uns. Das Wetter passt nicht."

Doch meine Erfahrung mit Shootings in den Bergen sagte mir: Wetter kann sich schneller ändern, als man denkt.Also schulterten wir die schweren Rucksäcke und machten uns auf den Weg durch Almwiesen, begleitet von Kühen und neugierigen Gämsen.

Was folgte, war ein kräftezehrender Aufstieg. Spätestens beim Einstieg in die Felsen der Sella Nevea spürte ich, dass heute etwas nicht stimmte. Meine Tritte waren unsicher, meine Hände zitterten. Ein Zustand, den ich von mir so nicht kannte. War es die Erschöpfung? Die Höhe? Der Druck, gute Bilder zu produzieren? Seit langer Zeit verspürte ich ein Gefühl von Angst.

Marcus und ich beschlossen, das Tempo zu drosseln. Wir hatten genug Zeit eingeplant, und der Gipfel war eh in den Wolken verschwunden. Mit schweren Beinen, aber einem klaren Ziel vor Augen, erreichten wir schließlich das Plateau.

Und dort passierte das, was man nicht planen kann: Die Wolkendecke riss immer wieder kurz auf. Sonnenstrahlen tauchten das Bergmassiv in dramatisches Licht. Die Angst wich. Ich holte meine Hasselblad X2D heraus, richtete sie auf das Bivacco Luca Vuerich – und alles war wieder im Flow.

Zwei Gämsen liefen durchs Bild, das Adrenalin pumpte, ich war zurück im Fotomodus. Die verbleibenden Meter bis zur Hütte schwebte ich fast vor Euphorie über die Felsen.

An der Hütte angekommen begann direkt die Suche nach dem besten Standpunkt. Der Lowepro GearUp Kamera Cube, den ich aus dem Rucksack nahm, war dabei Gold wert. Ich konnte mich aufs Wesentliche konzentrieren und hatte alles griffbereit. Schnell wurde klar: Es gab nur zwei Positionen, von denen ich meine Nachtaufnahme sicher umsetzen konnte. Zu drei Seiten hin fiel das Gelände steil ab, dazu kam dichter Nebel, der jede Komposition zur Geduldsprobe machte.

Die größte Erkenntnis dieses Tages war: Du kannst dir noch so viele Gedanken im Vorfeld machen – am Berg gewinnt am Ende der, der vorbereitet ist, aber flexibel bleibt.

Bivacco Luca Vuerich im Nebelmeer, aufgenommen mit der Hasselblad X2D und dem XCD 21mm.

Bivacco Luca Vuerich im Nebelmeer, aufgenommen mit der Hasselblad X2D und dem XCD 21mm.

Warten auf den Moment: Wenn Geduld zur fotografischen Tugend wird

Nachdem wir eine dramatische blaue Stunde mit eindrucksvollen Wolkenformationen dokumentiert hatten, hieß es erneut: warten. Denn kaum war die Sonne untergegangen, zog sich der Himmel vollständig zu. Der dichte Nebel nahm uns die Sicht – und damit jede Chance auf eine Nachtaufnahme. Auch diesmal waren wir nicht allein: Ein weiterer Wanderer hatte sich der Hütte angeschlossen und beobachtete unser Treiben mit einer Mischung aus Faszination und Belustigung. Solche Begegnungen machen für mich den Reiz dieser Touren aus. Ohne Handyempfang, ohne Ablenkung – stattdessen Tee, Suppe und Gespräche über architektonische Highlights in den Bergen.

Alle 15 Minuten öffnete ich die knarrende Holztür der Hütte einen Spalt breit und prüfte, ob sich der Himmel veränderte. Meine beiden Stative waren längst aufgebaut, ausgerichtet und mit Steinen beschwert, damit sie dem Wind auf dem exponierten Kamm standhalten konnten. Die Hasselblad X2D brauchte ich dann nur noch einzuklicken. Um Punkt 21:00 war es soweit: Mit sinkender Temperatur verzogen sich die Wolken. Ein Phänomen, das ich in den Bergen schon häufiger erlebt habe. Wenn du also Astro-Fotografie planst – gib bei schlechtem Wetter nicht zu früh auf. Nach Sonnenuntergang kann sich das Blatt innerhalb von kurzer Zeit wenden.

In dieser Höhe ist die richtige Kleidung entscheidend. Noch am Nachmittag waren wir im T-Shirt losgestiegen, jetzt trugen wir alles, was der Rucksack hergab: T-Shirt, Fleece, Daune, Hardshell, Handschuhe, Mütze. Ohne diese Schichten hätten wir die Nachtaufnahmen kaum durchgestanden. Während Marcus unsere Aperture MC LED-Leuchten in Stellung brachte, positionierte ich mich mit einem Meter Abstand zur Klippe. Das XCD 21mm Objektiv an der X2D war bereit – und mit einem Klick begann die erste Belichtung.

Doch die Nacht war noch nicht vorbei. Laut Photopills-App sollte die Milchstraße gegen 4:30 Uhr direkt über der Hütte stehen. Also legten wir uns für ein paar Stunden in die Hütte – so gut das eben ging mit Schlafsack, Höhenluft und Adrenalin im Blut. Der Wecker klingelte, wir stolperten hinaus in die Eiseskälte, und die Bedingungen waren nahezu perfekt: klare Sicht, nur ein paar Wolkenfetzen. Wir gaben unser Bestes mit Lightpainting und Belichtungsreihen – doch die Komposition überzeugte nicht. Die Hütte sah aus wie ein Klotz, ohne Führungslinien und ohne Tiefe im Bild.

Auch das gehört zur Fotografie: Es läuft nicht immer wie geplant. Aber du lernst. Und manchmal brauchst du genau diese Versuche, um zu wissen, was du beim nächsten Mal besser machst.

Bivacco Luca Vuerich bei Nacht aufgenommen mit der Hasselblad X2D und dem XCD 21mm.

Eine Aufnahme, die mich nicht zufrieden gestellt hat: Hier fehlt es der Hütte an Tiefe und dem Bild an Führungslinien.

Sonnenaufgang, Perspektivwechsel und das große Bild

Nach einer weiteren Stunde Power Napping ging es kurz vor Sonnenaufgang wieder raus in die Kälte. In den Bergen versuche ich, wenn möglich, direkt an meinem Aufnahmeort zu schlafen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Ich spare mir den schweißtreibenden Aufstieg in der Dunkelheit, kann mehr schlafen und vor allem die Wetterverhältnisse besser beobachten. Dieses Mal hat sich das Warten mehr als gelohnt. Was noch am Vortag im Nebel versank, zeigte sich nun in glühendem Morgenlicht.

Mit dem Hasselblad XCD 90V Objektiv arbeitete ich mich durch die Landschaft. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten die felsige Umgebung in ein Farbspiel aus Rot und Orange. Die Strukturen der Berge traten hervor, Schatten betonten ihre Formen und Details, die am Tag zuvor noch verborgen waren, traten plötzlich in den Vordergrund.

Dann kam meine „Mini-Hasselblad“ zum Einsatz: die DJI Mavic 2 Pro. Dank ihr konnte ich endlich die Fesseln der Klippen lösen. Frei von steilen Abhängen und eingeschränkten Sichtachsen flog sie mutig über die Bergkante hinaus. Endlich konnte ich das Bivacco Luca Vuerich so in Szene setzen, wie ich es mir immer gewünscht hatte: eingebettet in ein imposantes Bergpanorama, am Rand eines dramatischen Abgrundes.

Nachdem alle Drohnenakkus leer und die letzten Müsliriegel vertilgt waren, hieß es Abschied nehmen. Vom Bivacco Luca Vuerich – einer unscheinbaren Hütte, aber mit einem Ausblick, der mir für immer im Gedächtnis bleiben wird.

Bivacco Luca Vuerich in den Julischen Alpen bei Sonnenaufgang aufgenommen mit der DJI Mavic Pro 2

Erkenntnisse, die bleiben

Beim Abstieg dachte ich lange über den Tag nach. Hatte ich die Bilder bekommen, die ich mir erhofft hatte? Ja. Und wie. Und mehr noch: Ich hätte es zutiefst bereut, wenn ich wegen der Wolken am Tag zuvor einfach im Tal geblieben wäre.

Denn genau das schlechte Wetter hat meine besten Aufnahmen der Tour ermöglicht. Schlechtes Wetter schafft Tiefe, Atmosphäre und Emotion. Es bringt Bewegung in den Himmel, bringt die Natur zum Leben und erzeugt diese ganz besondere Spannung in einem Bild. Die Landschaftsaufnahmen, die ich an diesem Ort gemacht habe, gehören zu meinen Favoriten der ganzen „ENLIGHTEN“-Serie.

Aber – und das ist wichtig – Sicherheit geht immer vor. Besonders in den Bergen. Regen, Nebel, Sturm, Kälte – all das birgt echte Gefahren. Es ist nicht heldenhaft, sich in Risiken zu begeben, sondern verantwortungslos. Und ja – ich ringe selbst oft mit dieser Grenze. Aber ich habe gelernt: Wenn die Bedingungen kalkulierbar sind, lohnt es sich. Denn manchmal wartet genau dann das Bild, das du dein Leben lang nicht vergisst.

Was ich dir aus dieser Erfahrung mitgeben möchte? Lass dich nicht vom Wetter abschrecken. Trau dich raus – auch wenn es ungemütlich wird. Gerade dann entstehen oft die Bilder, die Tiefe, Charakter und Geschichte transportieren. Aber: Bereite dich gut vor. Achte auf deine Ausrüstung, auf deine Kleidung – und auf dein Bauchgefühl.

Wenn du dich weiterentwickeln willst, wenn du deine Arbeitsweise als Fotograf verfeinern und deine Projekte auf das nächste Level bringen möchtest, dann begleite mich bei einem meiner Fotoworkshops in Andalusien. Ich zeige dir meine Herangehensweise an Fine Art Fotografie – ganz nah an der Praxis, direkt an spektakulären Locations.

Auf meiner Website findest du auch individuelle Online-Workshops und Fotoreisen sowie ausführliche Einblicke in meine Fotoprojekte. Und wenn du noch nicht dabei bist, melde dich für meinen VIP-Club Newsletter an – jeden Monat gibt’s dort exklusive Inhalte und einen kostenlosen Bildschirmhintergrund zum Download.

Viel Spaß beim Fotografieren und bis zum nächsten Mal!

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