Pentax 645 45mm f/2.8 Review: Vintage-Objektiv mit Hasselblad X2D und ARCA SWISS Pico

Alte Objektive auf modernen Kameras – ist das eine sinnvolle Kombination?. Das Pentax 645 45mm f/2.8 stammt aus einer anderen Ära, in der Mittelformatkameras noch für analoge Filmkameras waren. Doch kann ein solches Vintage-Objektiv auch heute noch mit den neuesten High-End-Systemen mithalten? Genau das habe ich getestet, indem ich das Pentax 645 45mm an zwei der modernsten Plattformen für Fineart- und Architekturfotografie adaptiert habe: der Hasselblad X2D 100C und der ARCA SWISS Pico Fachkamera.

Die große Frage lautet: Reicht der 80mm Bildkreis des Pentax 645 45mm für extreme Shift-Fotografie? Wer in der Architekturfotografie arbeitet, weiß, dass ein größerer Bildkreis essenziell ist, um eine Perspektivenkorrektur durch Verschieben des Objektivs zu ermöglichen – ohne stürzende Linien zu erzeugen. In diesem Review teste ich, ob das Pentax-Objektiv dieser Herausforderung gewachsen ist und ob es eine ernsthafte Alternative zu den teuren Hasselblad XCD-Objektiven darstellt.

1. Technische Daten & Verarbeitung

Das Pentax 645 45mm f/2.8 ist ein Weitwinkelobjektiv, das ursprünglich für das analoge Mittelformat entwickelt wurde. Es bietet eine Brennweite von 45mm, was einem Kleinbild-Äquivalent von etwa 35mm entspricht. Die Lichtstärke von f/2.8 bis f/22 ermöglicht vielseitige Einsätze, sowohl bei Tageslicht als auch in schwach beleuchteter Umgebung bei Nachtaufnahmen.

Der manuelle Fokus ist präzise, aber das Objektiv verfügt über keinerlei elektronische Kommunikation mit modernen Digitalkameras. Das bedeutet, dass Blende und Fokus vollständig manuell eingestellt werden müssen. Die robuste Metallkonstruktion sorgt für eine langlebige Bauweise, die sich auch in anspruchsvollen Umgebungen bewährt.

Im Vergleich zu den modernen Hasselblad XCD-Objektiven, insbesondere dem XCD 35V und dem XCD 25V, zeigt das Pentax einige Stärken, aber auch Schwächen. Während die neueren Hasselblad-Objektive eine bessere Vergütung, höheren Kontrast und Autofokus bieten, überzeugt das Pentax durch seinen großen Bildkreis, der es ideal für Shift-Fotografie macht. Gerade für Architekturfotografen, die eine kostengünstige Alternative suchen, ist es daher eine spannende Option.

2. Der Shift-Test: Reicht der 80mm Bildkreis?

Ein großer Bildkreis ist essenziell für Shift-Fotografie, da er es ermöglicht, das Objektiv zu verschieben, ohne dass dunkle Ränder oder starke Vignettierungen entstehen. Je größer der Bildkreis, desto mehr Bewegungsspielraum hat der Fotograf, um die Perspektive zu korrigieren, ohne optische Verzerrungen zu riskieren.

Im Test mit der Arca Swiss Pico wurde das Pentax 645 45mm auf seine Grenzen geprüft. Besonders interessant war die Möglichkeit, ein vertikales Panorama durch den Shift-Mechanismus der Kamera zu erstellen. Hierbei wurde das Bild in mehreren Schritten aufgenommen, indem das Objektiv nach oben und unten verschoben wurde, um eine nahtlose Komposition ohne stürzende Linien zu ermöglichen.

Beim maximalen Shift-Wert von 20mm zeigte sich jedoch, dass das Objektiv an seine Grenzen stößt. Während es bis zu einem gewissen Punkt eine gleichmäßige Bildqualität beibehält, treten ab etwa 15mm deutliche Schärfeverluste in den Randbereichen auf. Zudem wurden bei extremer Verschiebung chromatische Aberrationen sichtbar, die in der Nachbearbeitung korrigiert werden müssen. Dennoch bleibt das Pentax 645 45mm eine spannende Option für moderate Shift-Anwendungen und liefert bis zu einem bestimmten Punkt überzeugende Ergebnisse.

3. Bildqualität im Detail

Die Bildqualität des Pentax 645 45mm f/2.8 variiert stark je nach Einsatzbereich und Shift-Winkel.

In der Bildmitte liefert das Objektiv eine sehr gute Schärfe mit überraschend hoher Detailauflösung. Besonders bei Blende f/8 bis f/11 erreicht es seine maximale Abbildungsleistung. In den Randbereichen zeigt sich jedoch ein sichtbarer Schärfeverlust, der mit zunehmendem Shift-Wert deutlicher wird. Ab etwa 15mm Verschiebung werden die Bildränder sehr weich, und bei maximalem Shift treten starke optische Fehler auf.

Farben und Kontrast unterscheiden sich deutlich von modernen Hasselblad XCD-Objektiven. Während das XCD 35V einen höheren Mikrokontrast und knackige Farben bietet, wirkt das Bild des Pentax weicher und hat eine filmartige Anmutung. Dies kann für künstlerische Anwendungen durchaus reizvoll sein, bedeutet aber weniger Klarheit und Tiefe im direkten Vergleich.

Ein Problem des Pentax 645 45mm sind die chromatischen Aberrationen. Besonders an Kontrastkanten in den äußeren Bildbereichen treten deutlich sichtbare Farbsäume auf. Diese können in Lightroom oder Photoshop reduziert werden, sind jedoch bei extremem Shift besonders auffällig.

Auch das Streulichtverhalten zeigt, dass das Objektiv nicht mit modernen Vergütungen mithalten kann. Direkt einfallendes Licht führt schneller zu milchigen Bildbereichen, und im Gegenlicht verliert das Bild an Kontrast. Während moderne Hasselblad-Objektive deutlich besser gegen solche Effekte vergütet sind, kann man beim Pentax mit einer Streulichtblende oder Nachbearbeitung entgegenwirken.

Fazit – Lohnt sich das Pentax 645 45mm für Fineart-Fotografie?

Vorteile:

  • Riesiger Bildkreis für Shift-Fotografie.

  • Solide Verarbeitung, gutes Handling.

  • Analoger, weicher Look – gut für künstlerische Fineart-Projekte.

  • Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar (ca. 300 €).

Nachteile

  • Schwache Ränder bei starkem Shift (>15mm).

  • Starke chromatische Aberrationen und Vignettierung.

  • Kein Autofokus, kein elektronischer Kontakt mit der Kamera.

Wer sollte das Objektiv kaufen?

  • Fotografen, die ein günstiges Shift-Objektiv für Architektur und Fineart suchen.

  • Kreative, die den analogen Look alter Objektive schätzen.

Wer sollte lieber zum Hasselblad XCD 35V greifen?

  • Profis, die maximale Schärfe und Detailtreue benötigen.

  • Landschafts- und Reportagefotografen, die auf Autofokus & Bildstabilisierung angewiesen sind.

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Viel Spaß beim Fotografieren und bis zum nächsten Mal!

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