Messner Mountain Museum Corones
Ort Kronplatz, Bruneck, Südtirol, Italien Architekt Zaha Hadid Architekten Fertigstellung 2014 Kostenca. 30 Mio. €
Zaha Hadids Messner Mountain Museum ist das perfekte Beispiel alpiner Architektur. Das Museum ruht am Rande des Kronplatzes. Es gleicht einem UFO, das auf die Erde gestürzt und in einer Bergspitze hängengeblieben ist. Von den sechs Standorten des Messner Mountain Museums ist das Museum Kronplatz auch das das „Kronjuwel“. Die massive Aussichtsplattform überblickt Südtirol und viele Bergketten darüber hinaus. Die glatte Betonoberfläche verschmilzt mit den rauen Steinblöcken und den spärlichen Gräsern, die in dieser Höhe noch gedeihen. Hadids Schöpfung gleicht nicht nur der Landschaft, sondern ist eins mit ihr. Das Museum ist nicht nur dem Alpinismus, Skifahren und Bergsteigen gewidmet, sondern dient auch als Startrampe für Drachen- und Gleitschirmflieger. Die perfekt passende Architektur hat den Berg selbst zum Teil des Museums gemacht.
Aus dieser Überlegung entstand die Idee für einen Kurzfilm:
Um zu erkunden, wie das Bergmuseum auf seine Besucher einwirkt, sie in ein Gefühl von Ruhe und Introspektion einhüllt, wollte ich die Geschichte eines Ultra-Trail-Läufers erzählen, der immer an der Schwelle zu seinem körperlichen Maximum steht. Er befindet sich in einem Kampf zwischen seinem Können und dem, was der Berg von ihm verlangt. Selbst auf dem Gipfel verspürt er den Ruf nach mehr. In dem Museum als Rückzugsort findet er jedoch Ruhe und Stille. Der Protagonist lässt sich von den Rundungen der Architektur und dem Wissen an den Wänden bis tief in den Berg hinein leiten. Hier stößt er auf ein Zitat, das ihn erleuchtet; „Niemand geht so weit wie ein Mensch, der nicht weiß, wohin er geht“ – Bill Tillman. Losgelöst von seinem Leistungsdruck verlässt er das Museum auf der anderen Seite und genießt endlich das Hier und Jetzt. Er ist mit sich und der Welt verbunden.
Das Bergdenkmal fotografieren
Insgesamt zwei Tage verbrachte ich an dem Museum für die Foto- und Filmarbeiten. Trotz COVID war das MMM voll geöffnet, was bedeutete, dass es voll mit Besuchern war. Den ganzen Tag schweres Gerät mit Atemmaske auf knapp 2.300 Metern Seehöhe zu tragen, war dabei eine weitere Herausforderung. Der Kronplatz ist ein sehr touristisches Gebiet mit mehreren Seilbahnen, Museen, Restaurants und Sportstationen auf seinem Gipfel. Tausende Besucher strömen täglich auf das Plateau, um die Aussicht zu genießen. Ich wollte diesen Massentourismus in meinem Projekt komplett ausblenden und musste sehr geduldig sein und auf den richtigen Ausschnitt in meinen Bildkompositionen achten. Ziel der Fotostrecke war es nicht, ein reales Bild des Bergtourismus zu zeigen, sondern eine Inspiration dafür zu geben, wie das Zusammenleben von Mensch und Natur in den Alpen aussehen kann.
Betonvolumen
Die Architekturlegende Zaha Hadid ist dafür bekannt, frei fließende Designs zu kreieren, die sich in die Umgebung integrieren. Das Messner Mountain Museum Corones ist dafür ein ikonisches Beispiel. Die Betonverkleidung umgibt den Besucher und vermittelt das Gefühl, dass man sich tatsächlich im Fels des Berges befindet. Die gestaffelten und schlängelnden Gehwege wirken wie in die Alpen gehauene Pfade. Ziel meiner Kompositionen war es, die Art und Weise zeigen, wie das verästelte Innere des Museums den Besucher einhüllt und ihm auf dem Kronplatz einen schützenden Zufluchtsort bietet.
Momente schaffen: Der leere Stuhl
Es war schon immer mein Ziel, lebendige Architektur einzufangen. Ich bemühe mich, Menschen in einige Motive einzubeziehen – nicht nur um Größenverhältnisse zu verdeutlichen – sondern um zu zeigen, wie die Architektur benutzt wird. Dabei suche ich nach Momenten, die meinem Gefühl für das Gebäude verbildlichen.
Im MMM gibt es ein Motiv, das mir beim Fotografieren begegnet ist und das ich hier erkundet habe: der leere Stuhl.
Der Stuhl ist eine Einladung an die Besucher, Platz zu nehmen. Er scheint zu sagen: „Sei im Hier und Jetzt. Fühle Wertschätzung für diese Umgebung.“ Es war mir wichtig, dieses Element und damit die Stimmung dieses Moments einzubeziehen.
Hadids außergewöhnliches Exterieur fotografieren
Das außergewöhnliche Design der Aussichtsplattform und das weitläufige Sichtfenster bestechen in ihrer Ausführung. Der Beton des Gebäudes scheint den Boden zu durchbrechen wie ein eigener Gipfel. Das warme, gerichtet Licht der Abendsonne betont in besonderem Maße die Form der Betonverkleidung des alpinen Museums aus und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die formvollendeten Kurven des Gebäudes. Es war unbedingt notwendig, das Museum in Bezug auf seine Umgebung zu zeigen, sowohl in den engeren Kompositionen als auch in den weiten Ansichten.
Der Blick auf die scheinbar schwebende Aussichtsplattform über der Landschaft versinnbildlicht die atemberaubende Höhe in der die Konstruktion angebracht wurde. Wolken ziehen an den großen Fensterfronten vorbei. Das neben dem Museum sprießende Gras fügt eine organische Struktur hinzu und mildert das harte Bild des steinernen Kolosses.
Die ständig wechselnde Stimmung des Messner Mountain Museums
Bei den Außenaufnahmen war es spannend, den Stimmungswandel im Laufe des Tages zu beobachten. Die sanften Töne der Dämmerung und des bedeckten Morgenhimmels wechseln sich mit den leuchtenden Farben der Abendsonne ab und ergeben ganz unterschiedliche Interpretationen des MMM Corones. Ausgehend von diesen Stimmungen konnte ich eine Reihe von Fotos machen, die sich – für mich – von den vielen anderen Fotos dieses sehr beliebten Instagram-Hotspots abheben.
Das MMM unter Südtirols Sternen
Nach 16 Stunden Aufnahme war es Zeit für ein Feierabendbier…aber ich konnte es nicht genießen. Ich konnte nicht an mir halten und nahm meine Kamera, um das späte Abendlicht einzufangen, das das Museum in eine wundervolle Atmosphäre taucht. Nach einer kurzen Abendbrotpause war ich um 22:00 Uhr wieder vor dem Museum und habe eine grandiose Nachtaufnahme des Gebäudes erstellt. Der Betonkoloss ruht unter tausenden von Sternen auf dem Gipfel des Berges. Er scheint vom kühlen Licht der Sternen-Galaxie beleuchtet zu werden. In Wahrheit beleuchtet ihn aber eine spezielle LED-Konstruktion an meiner Drohne.
Bildbearbeitung
Abseits des Berges und zurück an meinen Computer wandte ich meine Aufmerksamkeit der Farbkorrektur zu. Durch das bewusste Reduzieren bestimmter Farben und das bewusste Hervorheben anderer Farben konnte ich eine Reihe von Bildern mit unterschiedlichen Stimmungen erstellen, die dennoch als Serie zusammenhängend funktionierten. Während die Bilder im Exterieur in kräftigen Blau- und Orangetönen erstrahlen, wird die Tonalität im Interieur betont. Die grauen Steinwände werden nur durch die warm leuchtenden Lichtstreifen unterbrochen und fokussieren so den Blick des Museumsgastes auf die Exponate.
Eine alpine Ikone
Dass das Messner Mountain Museum Corones eine Ikone der alpinen Architektur ist, ist unbestreitbar. Immerhin nannte Messner es die Krönung seines Museumsbaus. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es auch die Krönung meiner Fotokarriere ist! Die Bilder von MMM Corones haben mir eine Anerkennung beim Europäischen Architekturfotografie-Preis, eine Nominierung für den Leica Oskar Barnack Award und eine Nominierung für den internationalen Fine Art Photography Award eingebracht und nicht zu vergessen eine wundervolle Erinnerung, die mich für den Rest meines Lebens begleiten wird.
Ausrüstung
Kamera
1. Objektiv
2. Objektiv
3. Objektiv
4. Objektiv
Drohne
Stativ
Software
Canon EOS R
Canon TS-E 24 mm 1: 3,5 l II
Canon TS-E 50mm f/2.8L MAKRO
Canon EF 16-35mm F2.8L II USM
Canon RF 24-105MM F4L IST USM
DJI Mavic 2 Pro
Feisol CT-3441T Rapid
Capture One 21, Adobe Photoshop CC