Kabelloses Tethering mit der Hasselblad X2D & Phocus Mobile 2

In der professionellen Fotografie zählt jedes Detail. Die Möglichkeit, ein Bild schon während der Aufnahme in großem Format zu beurteilen und Anpassungen sofort vorzunehmen, ist ein echter Gamechanger. Früher war Tethering – also das direkte Übertragen und Kontrollieren von Bildern auf einem externen Bildschirm – eine umständliche Angelegenheit: lange Kabel, externe Monitore, ein stationäres Setup. Heute geht das viel einfacher – kabellos.

Mit der Hasselblad X2D und Phocus Mobile 2 auf meinem iPad nutze ich kabelloses Tethering für maximale Kontrolle über meine Bildkomposition, Belichtung und Details. Aber wie genau funktioniert das? Und lohnt sich diese Methode für deinen Workflow?

Warum Tethering überhaupt?

Tethering ist weit mehr als nur ein „nice to have“. Es ermöglicht mir, meine Aufnahmen sofort auf einem großen Bildschirm zu kontrollieren und Feinanpassungen noch vor Ort vorzunehmen. Statt nur auf das kleine Kameradisplay angewiesen zu sein, sehe ich das Bild live in groß und kann sofort eingreifen, wenn etwas nicht passt.

Die Vorteile:

  • Größere Bildkontrolle – Komposition, Belichtung und Fokus sind leichter zu optimieren.

  • Kein Rätselraten mehr – Fehler werden direkt sichtbar und können korrigiert werden.

  • Fernauslösen – Kein Verwackeln und neben der Kamera stehen. Du kannst deine Kamera aus bis zu 40m Entfernung auslösen

Gerade bei komplexeren Szenen oder Langzeitbelichtungen ist das ein riesiger Vorteil. Ich kann störende Elemente im Bild direkt erkennen, kleine Verschiebungen des Stativs live verfolgen und auch Belichtungswerte genau abstimmen.

Mein Tethering-Setup: Kamera, Stativ & Verbindung

Damit das kabellose Tethering in der Praxis optimal funktioniert, braucht es die richtige Kombination aus Kamera, Software und Zubehör.

Ich arbeite mit:

  • Hasselblad X2D 100C – Die 100 Megapixel liefern eine unglaubliche Detailtiefe, die ich direkt in der Live-Vorschau kontrollieren kann.

  • iPad Pro 11” M1 – Perfekte Balance aus Display-Größe, Performance und Akkulaufzeit.

  • Hasselblad Phocus Mobile 2 – Die App verbindet sich in wenigen Sekunden mit der Kamera und ermöglicht eine drahtlose Steuerung.

  • Gitzo Traveler Serie 2 Stativ – Leicht, stabil und perfekt für mobiles Arbeiten.

Die Verbindung zwischen Hasselblad X2D und iPad wird direkt über das integrierte WLAN der Kamera hergestellt. Der Vorteil: Es ist kein zusätzliches Zubehör erforderlich. Einfach die Kamera in den WLAN-Modus versetzen, in Phocus Mobile 2 das Netzwerk wählen – und schon sehe ich mein Bild live auf dem iPad.

Sobald die Verbindung steht, sehe ich das Bild in Echtzeit auf meinem iPad, was mir eine präzise Kontrolle über die Bildkomposition ermöglicht. Besonders hilfreich ist dabei die Möglichkeit, Hilfslinien zu aktivieren, um den Bildaufbau perfekt auszubalancieren. So kann ich genau prüfen, ob mein Hauptmotiv an der richtigen Stelle im Bild sitzt und ob sich einzelne Elemente möglicherweise ungewollt überschneiden oder gegenseitig stören. Auch der Horizont und die Perspektive lassen sich auf diese Weise exakt ausrichten, sodass alle Linien gerade verlaufen und die Tiefenwirkung optimal zur Geltung kommt. Gerade in der Architekturfotografie und bei Fine-Art-Projekten, bei denen jede Komposition bis ins kleinste Detail durchdacht ist, ist diese Art der Live-Kontrolle essenziell, um ein stimmiges und professionelles Ergebnis zu erzielen.

Ein Punkt, den viele unterschätzen: Das iPad-Display ist oft heller als die tatsächliche Belichtung. Gerade bei Nachtaufnahmen oder kontrastreichen Szenen kann das zu Problemen führen. Mein Trick: Ich verlasse mich nicht nur auf mein Auge, sondern prüfe die Belichtungskorrekturanzeige der Kamera. So stelle ich sicher, dass meine Belichtung in der Nachbearbeitung genau so aussieht, wie ich es mir wünsche. Der Fokus wird ebenfalls über das iPad gesetzt. Ein großer Vorteil: Ich kann in der Phocus Mobile 2 App direkt auf 100% in das Bild hineinzoomen, um sicherzustellen, dass die Schärfe an genau der richtigen Stelle sitzt. Zusätzlich nutze ich die Tiefenschärfe-Vorschau, um genau zu sehen, wie sich mein Fokusbereich verändert. Besonders bei weit geöffneter Blende oder Langzeitbelichtungen kann das den entscheidenden Unterschied machen.

Einer der größten Vorteile des kabellosen Tetherings ist für mich die Möglichkeit, die Kamera direkt über das iPad auszulösen. Dadurch entfällt jeglicher direkter Kontakt mit der Kamera, was unerwünschte Erschütterungen verhindert und die Bildstabilität maximiert. Besonders bei Langzeitbelichtungen ist das ein enormer Vorteil, da selbst kleinste Vibrationen, die beim manuellen Drücken des Auslösers entstehen könnten, vermieden werden. Das macht sich vor allem in der Fine-Art-Fotografie, bei Nachtaufnahmen oder bei der Arbeit mit Belichtungsreihen bemerkbar. Hier zählt absolute Präzision, und genau diese zusätzliche Kontrolle macht das kabellose Tethering für mich so wertvoll.

Bearbeitung direkt vor Ort: Lohnt sich das?

Bevor ich das Shooting abschließe, lade ich mir oft ein Bild in voller RAW-Auflösung auf das iPad. So kann ich bereits vor Ort erste Anpassungen an Belichtung, Kontrast und Farben vornehmen und beurteilen, ob das Bild die richtigen Voraussetzungen für eine finale Bearbeitung erfüllt. Falls nötig, entscheide ich mich an dieser Stelle auch für eine zusätzliche Belichtungsreihe, um in der Nachbearbeitung mehr Spielraum zu haben. Ein interessantes Detail: Wenn du in Phocus Mobile 2 die neue Funktion Hasselblad Natural Noise Reduction aktivierst, erscheint als Beispielbild eine Aufnahme aus meiner Hasselblad Masters Serie ENLIGHTEN – ein Foto, das ich damals mit einem Prototypen der X2D aufgenommen habe. Eine schöne Überraschung, die zeigt, wie eng meine Arbeit mit Hasselblad verknüpft ist.


Fazit: Ist kabelloses Tethering mit Hasselblad & iPad sinnvoll?

So praktisch kabelloses Tethering auch ist – es gibt ein paar Dinge, die du beachten solltest:

  • Verbindung trennt sich bei gesperrtem iPad – Aber: Die Wiederverbindung geht schnell und zuverlässig.

  • Reichweite ist begrenzt – Ab ca. 40 Metern Entfernung kann es Verbindungsabbrüche geben, je nachdem ob es zwischen Kamera und iPad Hindernisse oder starke Interferenzen in der Umgebung gibt.

  • Vorschauauflösung nicht perfekt für Fokusbeurteilung – Die volle Bildschärfe sehe ich erst, wenn ich das RAW-Bild herunterlade.

Trotz kleinerer Einschränkungen nutze ich kabelloses Tethering in fast jedem Shooting – einfach, weil die Vorteile klar überwiegen. Für mich ist die Kombination aus der Hasselblad X2D und Phocus Mobile 2 ein echtes Upgrade. Ich habe eine viel bessere Kontrolle über meine Bildkomposition, kann Belichtung, Fokus und Details präziser optimieren und die Kamera sogar aus der Ferne steuern, um noch flexibler zu arbeiten. Wenn du mit Hasselblad fotografierst oder generell eine größere Live-Vorschau für deine Bilder suchst, solltest du es unbedingt ausprobieren! Ähnliche Funktionen gibt es übrigens auch bei anderen Herstellern wie Canon, Leica oder Fujifilm – doch die nahtlose Integration mit der X2D macht das Tethering hier besonders praktisch.

Auf meiner Website findest du auch individuelle Online-Workshops und Fotoreisen sowie ausführliche Einblicke in meine Fotoprojekte. Und wenn du noch nicht dabei bist, melde dich für meinen VIP-Club Newsletter an – jeden Monat gibt’s dort exklusive Inhalte und einen kostenlosen Bildschirmhintergrund zum Download.

Viel Spaß beim Fotografieren und bis zum nächsten Mal!

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