Adina Hotel Genf
Standort Geneva, Schweiz Architekt Group H Fertigstellung 2023
Dieses Hotelshooting beginnt an einem ungewöhnlichen Ort, an einem heißen Frühlingstag im Gewerbegebiet von Genf in der Schweiz. Ausgerüstet mit einem Koffer voller Kameras, Objektive, Stative und Blitze, stehe ich vor einer unscheinbaren Lagerhalle. Einen Eingang weiter, lackiert ein gebräunter Seemann sein Segelboot und singt dabei die französischen Lieder aus dem Radio nach. Zweifelnd, ob mich das Taxi am falschen Ort abgesetzt hat, drehe ich mich um und entdecke ein A4 Blatt an einer Tür mit der Aufschrift „Adina“. Na zum Glück!
Musterzimmer fotografieren
In der Lagerhalle erwarten mich zwei fertig eingerichtete Musterzimmer des ersten Adina Apartment Hotels in der Schweiz, welches in einem Jahr eröffnet werden soll. Nach einem kurzen Meeting mit der Adina Interieurdesignerin und der Projektleitung, habe ich die gesamte Lagerhalle für mich. In den nächsten 12 Stunden werde ich in den aus Gipsplatten zusammengehaltenen Zimmern so viele Bilder wie möglich aufnehmen, damit das Hotel schon Monate vor seiner Fertigstellung in die Vermarktung gehen kann. Musterzimmer Shootings finden bei fast allen Hoteleröffnungen statt und bergen immer wieder spannende Herausforderungen. In jedem Raum befinden sich offene Kabelauslässe, die Stoßkanten der Tapeten sind nicht bündig, einige Lichter sind nicht angeschlossen, der rote Teppich soll eigentlich blau werden und Aussichten aus den Fenstern gibt es natürlich auch nicht. Was für die Beurteilung des Raumgefühls nicht stört, ist für werbefähige Bilder ein No-Go. Mittels geschickter Kompositionen, künstlicher Beleuchtung mit meinen geliebten mobilen Blitzen und einer ordentlichen Portion Photoshop entsteht aus den Räumen in einer Lagerhalle schlussendlich doch ein überzeugendes, sehr schickes Hotelzimmer. Die Zimmeraussichten habe ich am nächsten Tag aus dem Rohbau des Hotels heraus aufgenommen und dabei die Aufnahmewinkel so angepasst, dass sie mit den späteren Sichtachsen der Zimmer genau übereinstimmen. So können die Hotelgäste schon vor Fertigstellung des Hotels einen ausgezeichneten Eindruck von ihrem späteren Zimmer erhalten.
Tag 1: Das Scouting
Wir spulen ziemlich genau ein Jahr nach vorn. Das neue Adina Hotel ist schon im ersten Monat fast vollständig belegt (nicht zuletzt wegen der großartigen Bilder ;-)
Mein Assistent und ich ergattern mit der Marketing Managerin von Adina Europe die letzten drei Zimmer des Hotels. Nach einer zwölfstündigen Autofahrt liegen drei turbulente Tage vor uns. Bis auf Schnee sagt der Wetterbericht alle Variationen voraus, die man sich vorstellen kann. Vor allem aber Wolken und viel Regen. Wir starten die Aufnahme am nächsten Morgen mit einem Scouting Rundgang bei dem wir alle Bilder des Shootings festlegen. Über mein iPad erstelle ich eine Aufnahmeliste, markiere Gegenstände, die aus dem Bild entfernt werden sollen und erstelle Anmerkungen zum Sonnenstand und der Beleuchtung. Knapp 60 Bilder sind am Ende des Rundgangs geplant. Da sich die Sonne den ganzen Tag nicht zeigt, beginnen wir mit den Zimmerbildern. Für diese ist ein gleichmäßiges Licht von Vorteil, da wir so eine homogene Ausleuchtung des gesamten Raumes erhalten und mit Blitzlicht nur noch einzelne Akzente setzen. Nach acht Stunden Aufnahme, einigen aus- und wieder eingehängten Türen, ein paar gewechselten Glühbirnen und einem kurzen Abendbrot geht es nach draußen. Zur blauen Stunde fallen die dicken Wolken nicht mehr negativ auf und wir erstellen ein Notfall-Set an Außenaufnahmen, bis es 21:00 wieder zu regnen beginnt. Ein Grundstock an Exterieur-Aufnahmen ist im Kasten. Es folgt Bildübertragung, Katalogisierung und Datensicherung.
Tag 2: Die Wolken brechen auf
Nach einer zu kurzen Nacht stehen wir am nächsten Morgen um 05:30 Im Frühstücksbereich. Das Küchenteam ist heute eine Stunde eher gekommen, um das gesamte Buffet für das Fotoshooting vorzubereiten, bevor die Gäste zum Essen kommen. Auf leeren Magen verschieben wir Tische, Sofas, Joghurtgläser, Brötchenkörbe und Gurkenscheiben. Der Frühstücksbereich ist kompakt, soll aber all seine Vorzüge auf wenigen Bildern zeigen. Als 06:30 die ersten Gäste hungrig ihre Runden um das Buffet drehen, sind wir fertig mit der Aufnahme. Gerade setze ich mich mit meinem ersten Kaffee und einem leckeren pochiertem Ei an den Frühstückstisch, da reißen die Wolken auf und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Mit meiner Lebensdevise „Im Zweifel für das Bild“ lasse ich das Frühstück stehen und renne nach draußen. Durch die Nordausrichtung des Gebäudes, haben wir jeden Tag nur zwei Stunden, in denen das Sonnenlicht auf den Eingang des Hotels scheint. Die wichtigen Kompositionen hatten wir alle während des Scoutings festgelegt. So konnte ich innhalb einer viertel Stunde alle relevanten Aufnahmewinkel ablaufen und alles aus dem kurzen Lichtfenster herausholen.
Mit der Kaffeetasse in der Hand geht es direkt weiter in die Sauna. Zum Glück war diese zur Abwechslung mal nicht angeschaltet und wir können den Wellnessbereich ohne Probleme durchfotografieren.
Es folgen zwei weitere Zimmerkategorien mit Aufnahmen von Schlafzimmern, Wohnräumen, Bädern, Küchen. Auch die Sonderausstattung inszenieren wir in den Hotelzimmern und zeigen die Küche in der “Explosionsansicht” (alle Türen geöffnet), das Bügelbrett und das vegane Duschgel aus Australien. Dabei fliegen wir als eingespieltes Team nur so durch die Aufnahmen. Mein Assistent zieht die Decken glatt, strafft die Vorhänge mit Metallklammern und gibt den Kissen einen gekonnten Ninja-Schlag, während ich Stativ, Kamera und Laptop wie Dominosteine vorsichtig im Zimmer verteile. Vor jedem Bild wirft Adinas Marketing Managerin einen letzten prüfenden Blick auf das Probefoto im Laptop und gibt das finale „Go“.
Um 18:00 ist die Aufnahmeliste für heute im Kasten. Unser Produktionsteam hat allerdings noch ein Ziel vor Augen: Ein original Schweizer Käsefondue im Geheimtipp „Buvette des Bains“ am Genfer See. Direkt auf dem Pier genießen wir an langen Tischen mit über hundert weiteren Gästen den blubbernden Käse mit knusprigem Baguette. Mit dabei ist natürlich meine Kamera und das nicht für die Insta-Food-Porn-Selfies. Wenn ich ein Hotel fotografiere, versuche ich gern eine kleine Fotostrecke über den Standort zu erstellen. Die Bilder kann das Hotel für Merch (Postkarten, Schreibblöcke, T-Shirts, etc.) oder als Foto-Kunstdrucke für die Interieurgestaltung nutzen.
Tag 3: Es geht hoch hinaus
Schlafen ist für Anfänger. Um 07:00 startet nach einigem hin und her mit dem Tower des Flughafens Genf endlich meine Drohne und fängt die ersten Sonnenstrahlen auf dem Hotel in Fotos und Videos ein. Gleichzeitig läuft am Boden eine Zeitraffer-Aufnahme, die den Sonnenaufgang im Schnelldurchlauf aufzeichnet.
Über den Bauleiter erhalten wir Zugang zu dem Dach eines Nachbarhauses und können das Adina Hotel vor dem Panorama der Schweizer Bergwelt aufnehmen. Vom hoteleigenen Dach erstellen wir dann noch einige Aufnahmen, welche die Aussicht aus dem Hotel zeigen.
Im Anschluss geht es in die Lobby. Der Check-Out ist gerade durch und wir haben freie Fahrt für unsere Interieuraufnahmen bei warm leuchtendem Sonnenlicht. Währenddessen zieht ein Team an Handwerkern durch den Fitness-Bereich um Ausbesserungen an den dortigen Fenstern vorzunehmen. Im fliegenden Wechsel fotografieren wir den Fitnessbereich im Anschluss.
Am frühen Nachmittag sind wir fertig. Es warten lediglich noch einige Außenaufnahmen und ein Bild der Lobby zur blauen Stunde auf uns. Wir wissen uns die Zeit aber gut zu überbrücken. Durch meine Sponsoringverträge mit Unternehmen aus dem Imaging-Sektor erhalte ich immer wieder neue Produkte zum Test. Diesmal ist ein Gimbal und ein sehr hochwertiges 3-Achsen-Motion-Control-System von Manfrotto im Gepäck, mit dem wir einige Teststrecken für zukünftige Hotel Videoproduktionen filmen.
Mit über 1.000 Bildern geht es am nächsten Tag glücklich nach Deutschland zurück. Trotz schlechter Wettervorhersage haben wir mit viel Einsatz, Flexibilität und langen Aufnahmetagen alle Bilder unserer Aufnahmeliste bei schönem Licht umsetzen können und mit der Fotostrecke über Genf und den Drohnen- und Zeitraffervideos sogar noch zusätzliches Material erstellt, dass unser Auftraggeber zukünftig für die Vermarktung seines ersten Hotels in der Schweiz einsetzen kann.
Großen Dank an Sylvi und Mathias. Mit euch wird jedes Shooting zum Genuss!
Ausrüstung
Kamera
1. Objektiv
2. Objektiv
3. Objektiv
Stativ
Drohne
Software
Canon EOS R5, Canon EOS R
Canon TS-E 24mm f/3.5L II
Venus Optics Laowa 15mm f/4.5 Zero-D Shift
Canon RF 24-105 mm F/4 L IS USM
Gitzo GT5563GS
DJI Mini 3 Pro
Capture One, Adobe Photoshop CC