Monte Rosa Hütte
Standort Monte Rosa Massiv, Zermatt, Schweiz Architekt Andrea Deplazes Architekt ETH Zurich Fertigstellung 2009
Die Monte Rosa Hütte ist eine atemberaubende Berghütte in der Schweiz, die auf einer Höhe von 2.883 Metern am Monte Rosa Massiv liegt. Die Hütte ist ein beliebtes Ziel für Bergsteiger und Wanderer und bietet einen spektakulären Blick auf die umliegenden Gletscher und Berge. Seit ich 2018 zufällig in einem Artikel auf ein Bilder der Hütte gestoßen bin, hat mich dieses Gebäude nicht mehr losgelassen. Moderne Architektur eingebettet in die schroffe hochalpine Landschaft mit Blick auf einen Gletscher, der eine Sichtachse zum wohl bekanntesten Berg der Alpen bildet, dem Matterhorn. Diese Hütte hat meine Faszination für Architektur in den Alpen entbrannt und zu meinem wichtigsten freien Fotoprojekt bisher geführt: Modern Alpine Architecture. Heute nehme ich dich mit auf eine Reise zu diesem Wunder der Architektur.
Zustieg zur Monte Rosa Hütte
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Monte Rosa Hütte zu erreichen, aber eine der beliebtesten ist die Zugfahrt von Zermatt mit der Gornergratbahn auf den Gornergrat. Somit erspart man sich den ersten großen Anstieg aus dem Tal und startet die Wanderung mit einer tollen Aussicht.
Die Gornergratbahn ist eine Zahnradbahn, die seit 125 Jahren bergbegeisterte Touristen von Zermatt bis zum Gornergrat auf einer Höhe von 3.089 Metern führt. Hier kann man die Alpen barrierefrei über die multimediale Erlebniswelt ZOOOM erleben.
Meinen Assistenten, meinen Kameramann und mich zog es allerdings weg von den Touristenscharen in die Stille des Gebirges. Hier beginnt das eigentliche Abenteuer. Wir befinden uns Angesicht zu Angesicht mit dem majestätischen Monte-Rosa-Massiv. Wir beginnen unsere fünfstündige Wanderung mit einem Abstieg zum Gornergletscher, der zusammen mit dem Grenzgletscher die zweitgrößte zusammenhängende Gletscherfläche der Alpen bildet. Am Rand des Gletschers angekommen, legen wir unsere Steigeisen an und begeben uns mit einer zweiten Wandergruppe in eine Seilschaft. Die Anspannung ist bei uns allen zu spüren. Schließlich gehen die Gletscherspalten links und rechts von uns gefühlt endlos in die Tiefe und münden oft in den eiskalten unterirdischen Gletscherbach, der einen unerbittlich in die endlose Dunkelheit des Gletschers reißen kann. An der Schlüsselstelle queren wir hoch konzentriert einen steilen Eisgrat, der ohne Trittfläche zu allen Seiten abschüssig ist. Wir sind erfahrene Bergsteiger, aber auf Gletscher hat es uns bis dahin noch nicht verschlagen. Heil auf der anderen Seite des Gletschers angekommen, steht uns die Anspannung allen ins Gesicht geschrieben. Aber es bleibt keine Zeit zur Erholung. In zwei Stunden geht die Sonne unter und wir haben noch mehrere hundert Höhenmeter über ein Geröllfeld vor uns, bis wir die Monte Rosa Hütte erreichen. Ich träume seit über 5 Jahren davon, endlich vor diesem tollen Gebäude zu stehen und kämpfe mit aller Kraft gegen die einsetzende Erschöpfung an. Immerhin bleibt mir nur eine Nacht, um alle Bilder einzufangen, die seit Jahren in meinem Kopf schweben.
Architekturfotografie am Gletscher
Kurz vor der Hütte teilt sich unsere Gruppe. Mein Kameramann und mein Assistent sind am Ende ihrer Kraft und machen eine Pause. Sie fliegen mit der Drohne voran, um einige Aufnahmen vor dem Sonnenuntergang zu ergattern. Ich sprinte die letzten Kilometer und komme gerade noch bei Tageslicht an der Hütte an. Rucksack ab, Kamera raus und fotografieren. Alles andere ist in diesem Moment unwichtig. Leider ist das Licht nicht ideal. Wolken verdecken immer wieder die Sonne und auch das harte Gegenlicht sieht nicht gut auf dem Gebäude aus. Erschöpft und enttäuscht beziehen wir unser Quartier in der Bergsteigerhütte. Es gibt ein leckeres Essen mit warmer Suppe, Hauptgang und Nachspeise. Doch das bekomme ich schon gar nicht mehr mit. Mein Blick haftet am Fenster und der sich verändernden Lichtstimmung. In der Mitte des Hauptgangs springe ich auf und renne nach draußen. Die blaue Stunde wirft einen magischen Mantel aus Licht über das Gebirge und ich hüpfe von Felskante zu Felskante auf der Suche nach den besten Aufnahmewinkeln. Es ist eine magische Stimmung, als die Wolken aufklaren und einen atemberaubenden Sternenhimmel preisgeben. Blasen an den Füßen, Hunger und Kälte sind zweitrangig. Ich möchte keine Sekunde an diesem Ort verpassen.
Um 04:30 klingelt der Wecker wieder. Bald setzt die Dämmerung ein und ich möchte das berühmte Alpenglühen aufnehmen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Bergspitzen in feuerrotes Licht hüllen. Mit einer perfekt positionierten Kamera wartete ich auf den richtigen Moment. Währenddessen nutzte ich die Zeit für einen Drohnenflug vor Sonnenaufgang und nehme dabei eines meiner liebsten Bilder der ganzen Serie Modern Alpine Architecture auf. Normalerweise kann man Alpenhütten nur vom Hang aus fotografieren. Das ist schön, um die Hütte mit einer tollen Aussicht zu kombinieren. Als Architekturfotograf versuche ich aber auch immer ein Gebäude in Verankerung mit seiner direkten Umgebung zu dokumentieren. Das Drohnenbild zeigt die Hütte, wie sie kristallartig aus dem Geröllfeld wächst, eingerahmt in die Gletscher des Monte-Rosa-Massives.
Dieses Bild hat mich unter die besten 10 Architekturfotografen des größten Fotowettbewerbs der Welt gebracht, den Sony World Photography Awards. An dem Wettbewerb nehmen ca. 150.000 Fotografen aus über 100 Ländern Teil uns es ist für mich eine große Ehre mit einem Bild von der Monte Rosa Hütte nominiert worden zu sein.
Architektur der Monte Rosa Hütte
Die Hütte wurde vom Schweizer Architekten Andrea Deplazes zusammen mit Studenten der ETH Zurich entworfen und im Jahr 2009 eröffnet. Das Design der Hütte orientiert sich an den umliegenden Felsen und Gletschern und ist sehr modern und funktional. Die Fassade besteht aus hellem, gebürstetem Aluminium, das mit seiner Reflexion das umgebende Landschaftsbild spiegelt und somit nahezu unsichtbar in der Natur erscheint.
Die Monte Rosa Hütte ist ein beeindruckendes Beispiel für nachhaltiges Design und Architektur. Vom Fokus auf Holz und Aluminium als nachhaltige Baustoffe, über intelligente Wärmerückgewinnung, Schmelzwasseraufbereitung und Solarpanels in der Gebäudefassade, die Monte Rosa Hütte macht aus der Herausforderung der Selbstversorgung eine Tugend und geht einen beispielhaften Weg in der autarken Energieversorgung.
Urs-Peter Menti von der am Projekt beteiligten Hochschule Luzern erklärt zum Energie- und Gebäudetechnikkonzept: "Der bei der neuen Monte Rosa Hütte konsequent verfolgte Ansatz einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise macht diese Hütte zum Vorzeigeobjekt. Von der guten Gebäudehülle über effiziente Geräte und Anlagen bis zur Verknüpfung aller Komponenten mittels eines intelligenten Energiemanagements müssen alle Elemente einen Beitrag leisten, damit das ambitiöse Ziel von 90% Energieautarkie erreicht werden kann."
Einen sehr ausführlichen Artikel zum Konzept der Monte Rosa Hütte gibt es auf Heinze.de.
Die Hütte bietet Platz für bis zu 120 Personen und ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Bergsteiger und Skifahrer in der Region. Die Hütte wurde so gebaut, dass sie den extremen Wetterbedingungen in den Alpen standhalten kann. Besonders bemerkenswert ist das Design des Innenraums, das sich auf das Wesentliche konzentriert und den Fokus auf die Aussicht durch die großen Fenster legt. Die Schlafzimmer sind einfach und funktional eingerichtet, um Platz für die Ausrüstung der Bergsteiger zu schaffen.
Ein Traum wird wahr
Es ist so eine Sache, wenn Träume war werden. Meist malt man sich das Ergebnis rosiger aus, als es ist. Die Monte Rosa Hütte hat alle meine Erwartungen erfüllt. Tolle Architektur in einer beeindruckenden Natur, ein warmes, einladendes Interieur, ein sympathisches Hüttenteam, leckeres Essen und eine Vielzahl an Bildbänden über die Alpen. Ich habe mein Ziel bei dieser Tour erreicht: einmalige Architekturfotografie in den Alpen.
Die Sehnsucht nach diesem Ort bleibt trotzdem bestehen. Ich habe gehört, dass es im Winter Skitouren von Zermatt aus zur Monte Rosa Hütte gibt. Das klingt nach einem neuen Abenteuer. Dann plane ich zwei Übernachtungen ein, um das Panorama auf mich wirken zu lassen und um Zeit zum Durchatmen zu finden.
Für dieses Mal bleibt mir ein kurzer und intensiver Momenteindruck und Vorfreude auf das nächste Projekt der Serie Modern Alpine Architecture Part II.
Ausrüstung
Kamera
1. Objektiv
2. Objektiv
3. Objektiv
Stativ
Drohne
Software
Hasselblad X2D
Hasselblad XCD 21mm f4
Hasselblad XCD 38mm f2,5 II
Hasselblad XCD 90mm f2,5 II
Gitzo Traveler Series 2 tripod
DJI Mavic Pro 3
Capture One, Adobe Photoshop CC